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Der Löwenspitz


 


Auf der Suche nach der Herkunft der beiden Postkarten mit dem Titel "Löwenspitz" war ein hilfreicher Tipp aus Facebook Grundlage für die weitere Recherche. Das Stichwort dazu war "Cäsar und Minka".


Da es über Cäsar und Minka viel interessantes zu erfahren gibt, es jedoch den Rahmen sprängen würde, lese hier gerne weiter: Cäsar und Minka - Racezüchterei und - Handlung (Zahna, Preussen)



Cäsar und Minka - der Löwenspitz


Die Rassezüchterei, vielmehr einer von zwei Hunde-Großhändlern seiner Zeit, bot neben Hunden diversen "Genres" auch Hundefutter und Zubehör an. Erst später, ab ca. 1905 gelangten die Postkarten-Kollektionen von "Hundetypen" in den Verkauf. Die Originalaufnahmen wurden von dem "Hof-Photograph" Oscar Strensch direkt in den Zwingern in Wittenberg aufgenommen.


Oscar Strensch, Hof-Photograph, ca. 1887, Wittenberg, Rückseite mit Siegel
Oscar Strensch, Hof-Photograph (ca. 1887) [1]
Oscar Strensch, Foto-Rückseite ca. 1900 - Hof-Photograph für Hundezucht in Zürich, Wien, Leipzig und Wittenberg
Oscar Strensch, Foto-Rückseite ca. 1900

Eine von vielen Werbeanzeigen von Cäsar und Minka

mit Erwähnung der Postkarten:

Anzeige, Announce im Beiblatt der Fliegenden Blätter, 23.09.1910 - Cäsar & Minka Racehunde-Züchterei u. Handlung, Zahna (Preussen)
Anzeige im Beiblatt der Fliegenden Blätter, 23.09.1910

Der Löwenspitz tauchte in den Anzeigen nicht wörtlich auf, doch erhielt er inm angebotenen Buch "Des edlen Hundes - Aufzucht, Pflege und Dressur" von Otto Friedrich (1889) ein eigenes Kapitel.



Löwenspitzer


Löwenspitzer Holzstich

Unter den zur Bewachung des Hofes und Hauses gehaltenen Hunderacen nimmt der Spitz die erste Stelle ein; er vereinigt mit einem reizbaren, unruhigen , kläffigen Wesen eine unermüdliche Wachsamkeit, welche selbst durch die grössten Strapazen nicht vermindert werden kann. Wie sehr der Spitz von seinem Beruf als Wächter überzeugt ist, zeigt seine Eigenthümlichkeit, dass er sich nicht gern an einen bestimmten Ruheplatz gewöhnen kann und will. Bald pflegt er auf dem Düngerhaufen, bald in irgend einem Stallwinkel, bald vor der Haus- oder Hofthür sein Lager auf zuschlagen . Er muss frei und ungebunden das ihm zur Be wachung überlassene Revier durchstreifen können , so dass er ebenso gut auf den obersten Boden als in den tiefsten Keller des Hauses gelangen kann. Ebenso kontrolirt er die Ställe und die Gärten , und geht er wirklich einmal mit dem Pferdegespann auf das Feld, so ist sein Platz da , wo die Kleidungsstücke der auf dem Felde beschäftigten Leute liegen. Ebenso treu bewacht er den Wagen des auf einsamer Strasse fahrenden Frachtfuhrmannes, und zu der Zeit , wo das Frachtfuhrwerk noch in Blüthe stand , war ein guter Spitz ein sehr gesuchter und gut bezahlter Hund.

Der Löwenspitzer ist die grösste der Spitzerarten, eine Abart des grossen Spitz mit glattem Kopfe. Er erreicht fast die Grösse eines Fuchses , ist jedoch kräftiger und muskulöser als dieser. Der Kopf ist flach , die Schnauze spitz, die Ohren schmal und aufrecht stehend , was ein Hauptmerkmal für die Reinheit der Race ist. Spitzer mit halb umgelegten Ohren sind nicht so werthvoll, als die mit gerade aufrecht stehenden. Die Behaarung ist sehr reich und während sie im Gesicht, an den Ohren und an den Füssen kurz anliegend ist , verlängert sie sich an dem Halse welcher kurz und kräftig sein muss und der Brust zu einer dichten Mähne; der Rücken ist gerade und die Ruthe ist ein voller buschiger Schweif, welcher grossentheils gerollt getragen wird. An den kräftigen Hinterschenkeln bilden sich Hosen. Zum grossen Theile ist die Farbe der Spitzer weiss, weissgelb und semmelgelb, selten kommen andere Spielarten vor, so dass der ganz schwarze Spitz eine grosse Seltenheit ist. [2]



 

Arthur Seyfarth und der Löwenspitzer


Eine weitere Quelle für den Löwenspitzer seiner Zeit war die Zuchtanstalt von Arthur Seyfarth.

Er agierte mit einem ähnlichem Angebot in Köstritz (Thüringen) und zeigte, dass er 1864 gegründet, der erste große Edel-Rassezüchter mit eigener Zuchtanstalt war.


In seinen Anzeigen finden sich Löwenspitzer und Seidenspitzer (Siehe Seidenspitz). Auch er hat neben einem Preiskatalog "Album edler Rasse-Hunde", ein Buch im Selbstverlag herausgebracht:

"Der Hund und seine Racen. Anleitung zur Kenntnis der Hunderassen, der rationellen Zucht, Erziehung, Pflege, Dressur und Heilung der Krankheiten." (1900 erschienen) [3]

Announce / Reklame aus 1901 von Arthur Seyfarth Zucht-Anstalt
Announce der Zuchtanstalt aus 1901

Announce / Reklame von Arthur Seyfarth Zucht-Anstalt


Preiskatalog und Rasse-Album von Arthur Seyfarth


Rechts ist ein weißer Spitz zu sehen:

Preisprospekt "Album edler Rasse-Hunde" von Arthur Seyfarth, Köstriz Thüringen
Preisprospekt "Album edler Rasse-Hunde"

Aus dem Prospekt "Album edler Rasse-Hunde"
Aus dem Prospekt "Album edler Rasse-Hunde"

Wolfsspitze und Löwenspitze


Der Wolfsspitz, Löwenspitz, auch pommerscher Spitz genannt, ist ein äusserst robuster, lebhafter und wachsamer Hund. Er hat glattes Gesicht, spitze Ohren, reiche, volle Behaarung, starke Mähne und auf dem Rücken gerollte Fahnenrute. Seine infolge des feinen Gehörs aussergewöhnliche Wachsamkeit ist sprichtwörtlich. Jedes unmerkliche Geräusch alteriert ihn, er spitzt die Ohren, springt auf und schlägt an. Der dichte, volle Pelz schützt ihn gegen Kälte und Nässe. Der Spitz eignet sich daher sehr für den Aufenthalt im Freien, für Wachtdienst wobei seine Anlagen vorzüglich zur Geltung kommen, zugleich ist er aber auch ein sehr angenehmer Zimmer- und Haushund. Wegen der wolfsgrauen Farbe wird er Wolfsspitz, die weissen oder schwarzen Spitze werden Löwenspitze, Friesländer, auch pommersche Spitze genannt. [3]


Farben: schwarz, reinweiss, wolfsgrau, fuchsrot, braun

Grösse: 40-50 cm

Gewicht: 10-15 Kilo


 

Quellen:

  • [1] Lexikon der Fotografen, aus der Sammlung Thiel - Melerski: Hof-Photograph Strensch

  • [2] Des edlen Hundes Aufzucht, Pflege und Dressur, Otto Friedrich, 7. Auflage 1889 (Selbstverlag)

  • [3] Album edler Rasse-Hunde. Deutsche Ausgabe, Selbstverlag, Arthur Seyfarth, 1905

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