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Der Seidenspitz (Teil 2)


 

Eine der ersten Eintragungen über gezüchtete Seidenspitze findet sich im Deutschen Hundestammbuch von 1880


Deutsches Hundestammbuch I, 1880, Verein zur Veredelung der Hunderassen
Deutsches Hundestammbuch I, 1880

Die Besitzerin von Blitz*, Frau Dr. W. Fischer gehörte auch der Seidenspitz namens "Schnips", welcher zusammen mit "Gyp" von einem Herrn A. Wernick 1878 bei der Ausstellung des Vereins "Hector" zu Berlin ausgestellt wurde.

Randnotiz zur Ausstellung: "Eine eigentliche Prämiirung fand nicht statt, sondern es wurden die Hunde nur mit Nr. 1 und Nr. 2 bezeichnet und dann an einige derselben der Ehrenpreis Sr. Königl. Hoheit des Prinzen Carl von Preussen, 10 Ehrenpreise und 7 Ehrendiplome ertheilt, zusammen also 18 Ehrenpreise." [1]


*Blitz wurde auf einem Ölgemälde verewigt, siehe Beitrag: Der Seidenspitz Teil 1



 

Seidenspitze bei der Internationalen Ausstellung von Jagd- und Luxus-Hunden zu Frankfurt am Main 1891


"Rica" vom Besitzer Korthals aus Biebesheim
Seidenspitz Hündin Rica

Präsentation der Seidenspitze


Man erkennt gut, wie die Hunde für die Präsentation zurecht gemacht wurden:

Mit umgebundener Schleife, der Bereich um die Augen wurde geschoren sowie die Pfoten. Das Haar an den Ohren, besonders die Ohrspitzen dürfte gekürzten worden sein, damit die typischen dreieckigen Ohren wieder sichtbar wurden.


Den ersten Preis machte die Seidenspitz Hündin "Rica" vom Besitzer Korthals aus Biebesheim.

Der Seidenspitz Rüde "Hamlet" erhielt den 2. Preis in Frankfurt. Sein Besitzer war Herr T. Rikoff aus München, ebenso "Bubi", der nur den Ehrenpreis erhielt.


Seidenspitz Hamlet 1891, Ausstellung Frankfurt am Main
Seidenspitz Hamlet 1891
Seidenspitz Rüde Bubi 1891 ausgestellt, Rikoff München
Seidenspitz Rüde Bubi

 

Der seidenhaarige Spitz


Richard Strebel widmet dem Seidenspitz ein großes Kaptiel in seinen Enzyklopädien über die (deutschen) Hunderassen 1910, welches hier nicht fehlen darf:


Diese Zwergart war gegen Ende des vorigen Jahrhunderts wieder aufgeblüht, nachdem sie vorher schon fast ausgestorben erschien. Besonders den Bemühungen einiger Züchter wie Dr. Richard Fischer, Bromberg, Dr. Th. Künzli, St. Gallen, Korthals, Biebeshein und Herrn Rikoff, München verdanken wir es, daß wir damals gute Hunde zu sehen bekamen, in neuerer Zeit scheint das Interesse für diese reizende Rasse wieder im Verschwinden begriffen zu sein. Die Ursache mögen die ungeheuren Schwierigkeiten mit der Zucht und Aufzucht sein.


Seidenspitz "Ohdin", Besitzer: Dr. Künzli, St. Gallen
Seidenspitz "Ohdin"

Über die Entstehung dieser Rasse herrscht Dunkel, man schreibt sie einer Kreuzung von Maltheser mit Zwerspitzen zu, jedenfalls ist Deutschland das Ursprungsland, und unterscheidet sich von Letzteren nur durch die prächtige, lange, feine, seidenartige Behaarung. Das Haar muß jedoch, wie bei allen anderen Spizen, möglichst gerade und locker abstehen, nicht wellenförmig, gelockt, gerollt oder zottig erscheinen. Farbe weiß mit schwarzer Nase und schwarzen Augen. In neuerer Zeit sind auch einfarbig schwarze Seidenspitze auf getaucht, welche, wenn sie im übrigen

den Rassekennzeichen entsprechen, nicht abzuweisen sind. Von der langen, seidigen Behaarung abgesehen sind alle Punkte einschließlich Größe und Gewicht dieselben, wie beim Zwergspitz, doch hat der Seidenspitz schmälere, feinere Pfötchen (Hasenpfoten). Bezüglich der Behaarung muß meist durch Scheeren der Pfoten, der Schnauze und der Ohren nachgeholfen werden, um die äußere Erscheinung der echten Spitze möglichst getreu wiederzugeben. Je weniger jedoch diese künstlichen Nachhilfen nötig sind, um so größer ist der Wert der Seidenspitze. [2]



Seidenspitz & Bernhardiner Züchter:

Dr. Theodor Künzli (1848–1903)


(Jacob) Theodor Künzli, geboren in Griesenberg, aufgewachsen als Stiefsohn eines Stephan Eigenmann in Fimmelsberg, studierte Medizin ab 1868 in Zürich und Würzburg.

1878 heiratete er nach seinem Umzug von Speicher nach St. Gallen die aus einer Walenstädter Familie stammende Josefine Huber (1849–1929) und praktizierte ab da bis zu seinem Tode 1903 in der Stadt St. Gallen.

Zuerst zog er nach der Heirat zu seiner Frau in deren elterliches Haus „Zur Flasche“. Nachdem nach einigen Jahren seine Praxis aber an Umfang stark zugenommen hatte, zogen sie in ein eigenes Haus um. Theodor Künzli wohnte und praktizierte daraufhin in der Blumenaustraße 28, hinter der Tonhalle St. Gallen. Durch sein öffentliches Wirken im Schulwesen und in der Politik wurde mit den Jahren das Doktorhaus an der Blumenaustraße ein Mittelpunkt geistig angeregter Geselligkeit, die aber mit seinem plötzlichen Tode 1903 jäh zu Ende ging.

Theodor Künzli starb am 14.9.1903 in St. Gallen an einem Schlaganfall. Seine Beerdigung gestaltete sich zu einer imposanten Trauerkundgebung, an welcher neben vielen Patienten, Ärzten und Lehrern der Stadt auch der gesamte Schulrat der Stadt St. Gallen und der Bezirksschulrat teilnahmen. Künzli hatte verschiedene öffentliche Ämter im Bereich des Schulwesens innegehabt. Ebenso erschienen viele Freunde von der „Schweizerischen Kynologischen Gesellschaft“, zu deren Gründungsmitgliedern Künzli gehörte und deren „Zentralblatt für Jagdund Hundeliebhaber“ er gegründet und über viele Jahre redigiert hatte. Künzli galt als eigentlicher Retter der Bernhardiner-Hunderasse; zeitweise hielt er 24 Exemplare in einer Remise hinter dem Haus an der Blumenaustraße und bekam dafür auf Ausstellungen in Bern oder Zürich in den Jahren 1884, 1887, 1889 und 1894 Bewertungsmedaillen verliehen. [3]


 

Quellenangaben:


  • [1] Deutsches-Hunde-Stammbuch I, Einträge von I-334, Hannover 1880, Herausgeber: Verein zur Veredelung der Hunderacen für Deutschland

  • [2] Die Deutschen Hunde, 1910, Richard Strebel

  • [3] Die Geschichte der Homöopathie in der Schweiz 1827-1971, Alexander Erlach Karl F. Haug Verlag, Stuttgart 2009

  • Album prämirter Luxus-Hunde der Internationalen Ausstellung zu Frankfurt a. M. 1891

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