Epilepsie fungiert als Sammelbegriff für Krampfanfälle, bei denen die Nervenzellen im Gehirn zu viele Signale auf einmal abgeben. Man unterscheidet zwischen primärer und sekundärer Epilepsie.
Die primäre oder idiopathische Epilepsie umfasst alle Formen, für die es keine klare Ursache gibt, sie tritt "ohne erkennbaren Grund" auf.
Epilepsie kann mit und ohne vorerkrankte Ahnen auftreten. Unter bestimmten Bedingungen kann sie - einmal ausgebrochen - erblich sein.
Leider ist die Krankheit noch sehr wenig erforscht und die Ursache meist unklar. Sicher ist nur, dass sie nie nicht heilbar ist.
Für die sekundäre, symptomatische Epilepsie lässt sich eine Ursache identifizieren. Auslöser können beispielsweise Hirntumore, Mangelerscheinungen, verschiedene Erkrankungen oder andere Faktoren sein.
Einige Rassen neigen stärker zur Disposition dieser Erkrankung als andere. Zu den gefährdeten Hunderassen zählen: Australian Shepard, Basset, Beagle, Berner Sennenhund, Bernhardiner, Border Collie, Boxer, Chihuahua, Cocker Spaniel, Collie, Dalmatiner, Deutscher und Belgischer Schäferhund, Golden Retriever, Großer Schweizer Sennenhund, Irischer Setter, Irischer Terrier, Labrador Retriever, Malteser, Mops, Pekinese, Pudel, Schnauzer, Sibirischer Husky, Spitz, Teckel, Yorkshire Terrier. Und einen nicht unerheblichen Anteil machen auch Mischlingshunde aus.
Formen und Ausprägungen epileptischer Anfälle
Epileptische Anfälle werden in zwei Hauptgruppen, nach der Qualität ihrer Ausbreitung unterschieden:
Partielle (fokale) Anfälle finden nur in einem ganz bestimmten Teil des Gehirns statt, sie werden auch als lokalisationsbezogene Anfälle bezeichnet. Das bedeutet, es sind lokal begrenzte Symptome, wie Zuckungen, Maulbewegungen oder im Kreis laufen zu beobachten, die oft nur kurze Zeit andauern.
Bei dieser Anfallsform bleibt das Bewusstsein meist erhalten, nur selten kommt es zur Bewusstlosigkeit. Es besteht die Gefahr einer Fehldiagnose, da die Symptome Rückschlüsse auf andere Erkrankungen schließen lassen können. Intensive Untersuchungen und sorgfältige Beobachtungen sind für eine richtige Diagnosestellung sehr wichtig, da im Zeitverlauf immer größere Areale des Gehirns betroffen sein können. Wenn die Anfallsintensität wächst, ist eine zielgerichtete Behandlung erforderlich.
Deutlich intensiver sind Anfälle der zweiten Gruppe, welche als generalisierte Anfälle bezeichnet werden. Dabei sind bereits viele Teile des Gehirns betroffen und es lässt sich kein bestimmter Ort ermitteln, von dem der Anfall ausgeht. Derartige Anfälle gehen oftmals mit Bewusstlosigkeit, massiven Muskelkrämpfen, Stürzen etc. einher.
Durch den Schweregrad eines Anfalls können noch keine Rückschlüsse auf die Art des Krampfanfalles (Partiell oder generalisiert) gezogen werden.
Ein epileptischer Krampfanfall ist in 3 Phasen aufgeteilt:
Präiktal (Zeitraum vor einem Anfall, wird als Prodromalphase bezeichnet)
Iktal (Zeitraum während eines Anfalls)
Postiktal (Zeitraum nach einem Anfall)
Die präiktale Phase bezeichnet das Vorstadium eines Anfalles. Viele Tiere zeigen moderate Verhaltensauffälligkeiten wie Unruhe/Nervosität, Wahrnehmungsstörungen/Schwindel, Ängstlichkeit, Anhänglichkeit, Rückzug etc. was viele Tierhalter oftmals kaum bemerken und unauffällig ist. Die Phase kann sehr kurz (wenige Minuten), aber auch u. U. sehr lang (viele Stunden) anhalten.
Die iktale Phase beinhaltet den Zeitraum des eigentlichen Anfalls, indem übermäßige Entladungsprozesse im Gehirn stattfinden (Gewitter im Kopf). Für den Besitzer ist diese Phase durchaus extrem besorgniserregend und panikverursachend, wenn das eigene Tier zuckend auf der Seite liegt und krampft, stark speichelt, Kot und Urin verliert oder gar in Ohnmacht fällt. So kommt es vor, dass im Nachhinein keine subjektive Einschätzungen hinsichtlich Ausprägung und Zeitdauer des Anfalls möglich ist. Diese Phase sollte selbstlimitierend nur wenige Minuten andauern. Länger andauernde Anfälle können lebensgefährlich sein.
In der iktalen Phase kommt es zu sichtbaren Symptomen, sie sollte jedoch nur wenige Minuten andauern, können leider auch bis zu einigen Stunden anhalten.
Komplikationen – Cluster, Status epilepticus
Mehrere auftretende epileptische Anfälle innerhalb von 24 Stunden werden Cluster oder Serienanfälle genannt (ab 2 Anfällen mit normaler Bewusstseinslage dazwischen). Ein Status epilepticus ist ein Anfall, der mehr als 5 Minuten dauert.
Wird zwischen einer Serie von Anfällen das Bewusstsein nicht vollständig wiedererlangt, so spricht man ebenfalls von einem Status epilepticus. Hierbei besteht akute Lebensgefahr!
Eine lebensbedrohliche Situation entsteht durch die begleitende körperliche Überhitzung (Körpertemperatur steigt massiv durch Krämpfe an) und durch die Beeinträchtigung der Steuerung des zentralen Nervensystems wichtige Körperfunktionen ausfallen können (Atmung, Blutdruck und Temperatur).
Daneben können die lang andauernden, elektrischen Entladungen der Nervenzellen zu massiven Schädigungen des Gehirns führen.
Diagnose
Eine exakte Diagnosestellung ist bei Tieren mit epileptischen Anfällen entscheidend, um dem Patienten die richtige Therapie zukommen zu lassen. Durch Ausschlussdiagnostik ist es möglich, primäre epileptische Anfälle von den sekundären Anfällen zu unterscheiden, welche durch eine andere Grunderkrankung ausgelöst werden.
Neben einer ausführlichen Anamnese (Vorbericht - Erhebung der Krankengeschichte) und der genauen Beschreibung des Anfallablaufs sind hierzu eine umfassende klinische und neurologische Untersuchung notwendig. Der Vorbericht gibt bereits Anhaltspunkte, ob es sich um einen „typischen“ Krampfanfall handelt.
Auch eine Videoaufnahme der Krampfanfälle kann sehr hilfreich sein. Eine umfangreiche Blutuntersuchung gibt unter anderem Hinweise auf eine eventuell vorliegende innere Erkrankung bzw. Funktionsstörung und eine Herzabklärung (EKG, Röntgen, Ultraschall) schließt Herz-Kreislauf-Probleme aus.
In manchen Fällen führt erst eine Kernspintomographie (MRT) und/oder Liquorpunktion (Untersuchung der Gehirn-Rückenmarksflüssigkeit) zur eindeutigen Diagnose der Epilepsieform. Mittels MRT können Ursachen im Gehirn festgestellt werden, die eine symptomatische Epilepsie auslösen (z.B. Tumor, Trauma, Missbildung). Und da sich die Zusammensetzung des Liquors insbesondere bei Entzündungen, Blutungen und Tumorbefall ändert, kann eine Liquoruntersuchung in diesen Fällen aufschlussreich sein. Sind all diese Untersuchungen unauffällig, ist von einer primären (idiopathischen) Epilepsie auszugehen.
Grundsätzlich ist eine komplette Diagnostik immer sinnvoll. Auch die (teure) bildgebenden Verfahren mit MRT. Nicht immer gibt es ein konkretes Ergebnis, aber es gibt viele Krankheiten, die Anfälle auslösen können und die nur dadurch diagnostiziert werden können. Diese sind folglich anders zu behandeln, selbst wenn es nur die Gabe von Schmerzmitteln zur Folge hat, um den Hund unnötiges Leiden zu ersparen. Leider gibt es häufig Stimmen gegen diesem Weg, weil er kostenintensiver ist und er angeblich nichts bringt. Er bringt durchaus etwas: Gewissheit.
Therapie: Ziele und Notwendigkeit
Bei der sekundären Epilepsie zielt die Therapie darauf hinaus, die Grunderkrankung als Ursache in den Griff zu bekommen. Ist dadurch der Auslöser für die Krampfanfälle behoben, hören die Anfälle normalerweise wieder auf.
Leider kann die Ursache nicht immer behoben werden. Ist das der Fall, wird auch hier versucht die Epilepsie medikamentös einzustellen. Meist kommt es aber zu einer Kombination in der Behandlung.
Bei der idiopathischen Epilepsie hingegen gilt: „Ein Anfall ist kein Anfall!“ - aber sobald Hunde mehr als 2 Anfälle im halben Jahr, Clusteranfälle oder einen Status epilepticus gehabt haben, sollte mit antiepileptischen Medikamenten behandelt werden. Je länger die Epilepsie unbehandelt bleibt, desto schwerer ist es, sie in den Griff zu bekommen. Jeder epileptische Anfall führt zu einer Schädigung von Nervenzellen, wodurch die Krampfanfälle ohne Therapie immer häufiger und stärker auftreten.
Epilepsie ist nicht heilbar
Antiepileptika sind in der Lage, das Auftreten von epileptischen Anfällen zu verhindern bzw. ihre Häufigkeit, Schwere und Dauer zu vermindern. Auch wenn sich natürlich jeder Tierbesitzer für sein Tier Anfallsfreiheit wünscht, sind bereits eine Reduktion der Anfallsfrequenz sowie eine Linderung von Anfallsschwere und Dauer als Therapieerfolg zu sehen. Antiepileptische Medikamente wirken auf unterschiedliche Weise stabilisierend auf das Ruhemembranpotential, wodurch der leichteren Erregbarkeit von Nervenzellen beim Epileptiker entgegengewirkt wird – die Krampfschwelle wird erhöht.
Epilepsie sollte behandelt werden
In sehr leichten Fällen kann durch Ernährung, CBD-Öl und andere Maßnahmen vielleicht etwas erreicht werden, stärkere Ausprägungen sollten unbedingt durch schulmedizinische Versorgung eingestellt werden. Da ein unbehandeltes Fortschreiten die Krankheit meist verschlimmert, sollten keine Experimente gemacht werden.
Epilepsie gehört in fachkundige Hände
Die meisten Tierärzte sind mit der Krankheit überfordert und leiten nicht die komplette und notwendige Diagnostik ein. Sinnvoller ist es, sich hier an zertifizierte Neurologen zu wenden:
Fallbeispiel: Großspitzrüde Juki
Erste Anfälle
Jukis erster Anfall war an einem Freitagnachmittag nach der Arbeit. Wir wollten vom Balkon ins Wohnzimmer gehen. Plötzlich blieb er stehen, lief rückwärts, knallte gegen einen Blumentisch und fiel um. Das Maul weit aufgerissen und die Beine von sich gestreckt, dachten wir zuerst, er hätte etwas verschluckt und würde ersticken. Darum griffen wir erst in den Hals und rasten dann mit ihm zum Tierarzt. Noch auf dem Weg zum Auto wurde er schlaff und kam dann wieder zu sich. Zu dieser Zeit sah alles noch nicht nach Epilepsie aus, sodass wir es als blöden Zwischenfall abtaten.
Leider kam nur neun Wochen später aber dann der zweite Anfall auch aus der Ruhe in seiner Box. Da war ziemlich klar, dass es sich um Epilepsie handelt und wir machten direkt einen Termin bei einer Neurologin in der nächsten Klinik aus. Direkt am Abend vor dem Termin, nur 1,5 Wochen später, kam dann der dritte Anfall. Bei allen dreien speichelte Juki viel und setzte auch Urin ab. Durch die dann eingesetzte Medikation hatten wir zunächst ein paar Wochen Ruhe, allerdings ereilte uns am Heiligabend der vierte Anfall. Seitdem sind wir ständig mit der richtigen medikamentösen Einstellung beschäftigt.
Diagnostik
Direkt nach Jukis erstem Anfall haben wir einen Herzultraschall gemacht, weil er leichte Rhythmusstörungen hatte. Kardiovaskuläres Anfallgeschehen geht allerdings eher mit einem schlaffen statt einem steifen Körper einher, sodass dies nicht unbedingt typisch ist.
Bei unserem ersten Besuch in der Klinik bei der Neurologin ging dann die richtige Diagnostik los. Ein großes Blutbild, um eventuelle Giftstoffe auszuschließen, MRT und Gehirnwasserpunktion, um Hirnschäden und Entzündungen auszuschließen. Außerdem gehört zu einer vollständigen Diagnostik die Überprüfung der Schilddrüse, ein Test auf Mittelmeer‑ und Zeckenkrankheiten, Mängel bei bestimmten Ernährungs‑ und Vitaminwerten sowie natürlich eine neurologische Untersuchung.
Entweder wird bei diesen Untersuchungen eine Ursache für eine sekundäre Epilepsie gefunden oder per Ausschluss die idiopathische Epilepsie festgestellt.
Medikation
Da man sagt, dass jeder Anfall den Weg für den nächsten ebnet, beginnt man ab 2‑3 Anfällen im halben Jahr mit der Medikation. Dabei unterscheidet man grundsätzlich zwei verschiedene Zwecke der Medikation: Anfallskontrolle und Anfallsunterbrechung.
Zur Anfallskontrolle gibt es primäre Medikamente und sogenannte Addon‑Medikamente, die nur im Zusammenspiel mit anderen Medikamenten wirken.
Als erste Medikamente werden meist Phenobarbital oder Pexion gegeben. Phenobarbital ist ein sogenanntes Spiegelmedikament und braucht ca. 2 Wochen, um voll zu wirken. Pexion ist ein neueres Medikament, wirkt schneller, wird allerdings nicht bei Serienanfällen empfohlen. Dazu kommen dann oft Kaliumbromid und/oder Levetiracetam. Kaliumbromid ist ein Salz, weswegen die Fütterung unter der Gabe konstant gehalten werden muss, um den Salzhaushalt zu stabilisieren. Die vollständige Wirkung tritt erst nach 2‑3 Monaten ein. Levetiracetam wirkt sehr schnell und baut keinen Spiegel auf. Oft wird jedoch von einem Honeymooneffekt also einer nachlassenden Wirksamkeit nach einiger Zeit berichtet. Es soll die geringsten Nebenwirkungen haben.
Zur Anfallsunterbrechung wird meist Diazepam rektal oder Midozelam nasal gegeben. Damit werden die Hunde ruhig gestellt und die Muskeln entspannt, sodass längere Anfälle unterbrochen werden können und keinen bleibenden Schaden anrichten.
Nebenwirkungen der Medikamente
Als wäre die Krankheit selbst nicht schon schlimm genug, hat zusätzlich natürlich jede Aktion auch eine Reaktion ‑ so auch die Epilepsiemedikamente. Bei den Spiegelmedikamenten kommt es gerade in der Phase der Einstellung zu sehr intensiven Nebenwirkungen, weswegen dieser Zeitraum auch als "Tal der Tränen" bezeichnet wird.
Abgeschlagenheit, Müdigkeit, Hinterhandschwäche, Inkontinenz, Unruhe, vermehrter Hunger und Durst sind dabei die häufigsten Nebenwirkungen. Meist verlieren sich die meisten wieder sobald der Spiegel stabil eingestellt ist. Einige Hunde haben jedoch auch langfristig mit den Medikamenten zu kämpfen.
Dazu kommen natürlich die Auswirkungen auf die Organe. Hier sind insbesondere Leber und Bauchspeicheldrüse oft betroffen. Pexion und Levetiracetam sollen geringere Nebenwirkungen haben, ganz ohne Auswirkung gibt es aber eben auch keine Wirkung. So ist jede Medikation ein Spaziergang auf Messers Schneide zwischen Anfallskontrolle und Auswirkungen auf den restlichen Organismus. Für die Anfallskontrolle bleibt man einmal eingestellt normalerweise ein Leben lang bei der entsprechenden Medikation, sodass es bei den meisten Hunden irgendwann zu Auswirkungen auf die Organe kommt, die dann ebenfalls behandelt werden müssen.
Kritische Momente der Epilepsie
Tatsächlich ist Epilepsie grundsätzlich erstmal nicht kritisch oder gar tödlich. Über 20% der Hunde haben wohl in ihrem Leben irgendwann mal einen epileptischen Anfall und tatsächlich sagt man "Ein Anfall ist kein Anfall". Generell sind einzeln auftretende Anfälle an sich auch wenn sie regelmäßig auftreten an sich nicht kritisch. Da aber jeder Anfall den Weg für den nächsten ebnet, können sie dorthin führen.
Kritisch wird es dann, wenn sogenannte Cluster/Serien auftreten oder der Hund in einen Status epilepticus fällt. Ersteres bezeichnet mehrere Anfälle innerhalb von 24 Stunden. Hier besteht die Gefahr darin, dass die Anfälle den Körper des Hundes so Schwächen, dass der Organismus dem nicht mehr stand hält. Ein Status Epilepticus bezeichnet hingegen einen Anfall, aus dem der Hund nicht mehr rauskommt. Das Krampfen hört selbst unter Notfallmedikation nicht mehr auf und auch hier kann der Anfall leider tödlich enden.
Neben den Anfällen selbst, kann auch die Medikation beispielsweise zu Leberversagen oder einer Pankreatitis führen, die tödlich enden können.
Und am Ende bleibt unter der Medikation zur Anfallskontrolle und den Anfällen selbst immer die Frage, wie lebenswert das Leben für den Hund noch ist und wann man selbst die schwerste aller Entscheidungen treffen muss. Aber neben all den schlimmen Gedanken und Geschichten gibt es auch sehr, sehr viele Hunde, die mit Epilepsie alt werden und ein glückliches Leben führen und daran halten wir uns natürlich immer fest.
Kosten der Epilepsie
Epilepsie ist eine fiese Krankheit, die nicht heilbar ist. Noch dazu geschieht die Diagnose beim Hund als Ausschlussverfahren. Beides zusammen sorgt für Kosten, die ich ein wenig beleuchten möchte.
Zuallererst erfolgt nach den ersten aufgetretenen Anfällen eine Diagnoseodyssee. Da diese darauf spezialisiert sind, geht man mit der Epilepsie am besten zu einem Neurologen, bestenfalls einen ECVN-zertifizierten Veterinär-Neurologen. Dort wird eine neurologische Untersuchung gemacht, eine Blut‑ und Urinuntersuchung, ein MRT und eine Liquorpunktion und stellenweise noch Ultraschall dazu. Ein MRT mit Narkose und meist gleichzeitiger Liquoruntersuchung liegt gut und gern bei 1.000‑1.500 €, ein vollständiges Schilddrüsenprofil allein bei 200 €, Ultraschall 200‑400€, Harnstatus 30 € und ein normales großes Blutbild bei ca. 100 €. Die neurologische Untersuchung kann mit 100‑200 € noch dazu kommen. Macht man dann noch Tests auf Zecken‑ und Mittelmeerkrankheiten kommt dies ebenfalls hinzu.
Ein Hund sollte ab 2‑3 Anfällen in sechs Monaten medikamentös eingestellt werden. Je nach Medikation ist mindestens halbjährlich eine Blutuntersuchung zur Spiegelmessung erforderlich. Die Medikamente richten sich nach dem Gewicht.
Juki bekommt mit 20 kg drei verschiedene Medikamente, die uns etwa 80€ im Monat kosten. Die Kontrolluntersuchung mit der Spiegelbestimmung und dem Organtest kostet ca. 200 € halbjährlich ‑ wenn nichts dazwischen kommt.
Fällt der Hund in einen Status Epilepticus oder kommt aus einer Serie nicht mehr raus, so müssen auch die Klinikkosten zu stationären Aufnahme mit bedacht werden. Hinzu kommen Kosten für die Behandlung von Folgeschäden der Organe oder Futterumstellungen usw. Nach rund einem Jahr Epilepsie mit Juki sind wir inzwischen bei ca. 4.500 € Kosten angelangt. Ich kann euch nur zu einer guten Krankenversicherung raten. Wir hatten leider keine und werden nun auch von keiner mehr aufgenommen.
Epilepsie in der Zucht
Eine Frage, die im Laufe dieser Reihe auch häufiger aufgetaucht ist, war die Frage nach der Vererbung von Epilepsie und damit auch nach der Zucht. Die einfache Antwort ist hier, dass die genaue Vererbung der Epilepsie ungeklärt ist ‑ übrigens auch beim Menschen. Es gibt verschiedene Epilepsieformen, bei denen jeweils einzelne oder Kombinationen von Genomen betroffen sind. Zum heutigen Stand sind nur sehr wenige dieser Formen und damit Erbgänge erforscht und lassen sich dann auch mittels Gentest bestimmen. Beispielsweise gibt es beim Ridgeback einen Gentest auf eine bestimmte Epilepsieform.
In jedem Fall ist bekannt, dass Epilepsie, wenn sie einmal aufgetreten ist, sich weitervererbt. Dabei muss nicht jeder Nachkomme betroffen sein und es können auch Generationen übersprungen werden. Nichtsdestotrotz ist Epilepsie in jeder Form sofort zuchtausschließend für den betreffenden Hund. Treten mehrere Fälle in einem Wurf oder linienverwandten Würfen auch, so sollte auch die ganze Linie für die Zucht geschlossen werden.
Leider wird hier stellenweise sehr viel unter den Tisch gekehrt und verheimlicht. Ich habe von Fällen gehört, wo von den Züchtern mit einer Anzeige gedroht wurde, wenn man die Epilepsie des Hundes öffentlich macht. Unter anderem dadurch tritt in einigen Linien vermehrt Epilepsie auf und gilt für einige sogar schon als rassetypische Erkrankung. Wenn bekannt wird, dass wissentlich mit Epilepsieträgern gezüchtet wurde, so kann man rechtliche Schritte dagegen einleiten. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass diese Krankheit für Hund und Mensch wirklich furchtbar ist und viel mit verlorener Lebensfreude und zerstörter Hoffnung zu tun hat. Jeder Züchter, der dies billigend in Kauf nimmt oder sogar aktiv gegen das Bekanntwerden vorgeht, hat mit dem Tierwohl nicht mehr viel am Hut.
Generell muss hier noch sehr viel geforscht werden, um Erbgänge klar zu erkennen und so die Zucht gesund halten zu können, ohne gerade in engen Genpoolen zu viele Hunde aus der Zucht zu nehmen. Ursprünglich war auch für Juki der Weg in die Zucht geplant und auch die Zuchttauglichkeitsprüfung hatte er bereits mit Bravour gemeistert. Leider wird es nun keine kleinen Jukibabys geben.
In Gedenken an Anjuk vom Roten Turm 10.06.2019 bis 07.06.2023,
der den Kampf gegen die Epilepsie kurz vor seinem 4. Geburtstag verlor.
Gastbeitrag & Bild: Mit freundlicher Genehmigung von instagram.com/whitepaws.blackfur
Weitere Quellen:
Weiterführender Artikel aus dem Schweizer Hunde Magazin (Jun/2011)
zur Verfügung gestellt von: www.spitzliebhaberverein.de
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