Erhaltungszucht Deutscher Spitz (EZS)
Vorbemerkung:
Der Deutsche Spitz gehört zu den sehr alten Hunderassen. Er wird als Nachkomme des steinzeitlichen Torfhundes „Canis familiaris Rüthimeyer“ und späteren „Pfahlbautenspitzes“ angesehen und war in Mitteleuropa weit verbreitet. Zahlreiche andere Rassen sind aus ihm hervorgegangen. Spitze sind nicht, wie viele andere Rassen, auf ein bestimmtes Merkmal oder einen bestimmten Verwendungszweck hin aus einer überschaubaren Population herausgezüchtet worden, sondern entstammen einer großen, weit gestreuten Population aus dem frühen Umfeld der Menschen. Ihre Merkmale haben sich über einen sehr langen Zeitraum entwickelt. Ihr äußeres Erscheinungsbild variiert in Größe, Typ und Fellfarbe. Diese Variationsbreite soll erhalten bleiben, um die genetische Varianz nicht weiter einzuschränken. Erhalten haben sie sich den ursprünglichen und funktionalen Körperbau. Spitze wurden traditionell als Begleit- und Wachhunde gehalten und zeigen daher eine enge Bindung an ihre Menschen und Behausung, sowie eine hohe Bereitschaft zu wachen und zu melden. Die Zurückhaltung gegenüber Unbekanntem ist diesen Eigenschaften geschuldet.
Gesamtbild:
Spitze bestechen durch ihr schönes Haarkleid, das reichlich Unterwolle abstehend macht. Besonders auffällig ist der sich um den Hals legende starke mähnenartige Kragen und die buschig behaarte Rute, die kühn über dem Rücken getragen wird. Der fuchsähnliche Kopf mit den flinken Augen und den spitzen kleinen Ohren verleihen dem Spitz das charakteristische kecke Aussehen.
Verhalten und Charakter (Wesen):
Der Deutsche Spitz ist stets aufmerksam, lebhaft und außergewöhnlich anhänglich gegenüber seinem Besitzer. Er ist sehr gelehrig und leicht zu erziehen. Sein Misstrauen gegenüber Fremden und sein fehlender Jagdtrieb prädestinieren ihn zum idealen Wächter für Haus und Hof. Er ist weder ängstlich noch aggressiv. Wetterunempfindlichkeit, Robustheit und Langlebigkeit zeichnen ihn aus.
Körperbau:
Das Verhältnis von Widerristhöhe zur Länge des Hundes sollte ca. 1 : 1,1 betragen.
Der Körperbau ist insgesamt leicht, das Fell kann darüber leicht hinwegtäuschen.
Kopf:
Der mittelgroße Spitzkopf erscheint von oben gesehen hinten am breitesten und verschmälert sich keilförmig bis zur Nasenspitze.
Der Stopp ist mäßig bis betont, jedoch nie abrupt. Rundliche Köpfe oder eine vorgewölbte Stirn sind nicht erwünscht.
Der Nasenschwamm ist rund, klein und schwarz; bei braunen Spitzen braun. Bei hellen Spitzen kommen hellere Pigmentierungen vor.
Der Fang steht im Verhältnis von ca. 2 : 3 zum Oberkopf (große und mittelgroße Spitze) bzw. im Verhältnis von ca. 2 : 4 (kleine Spitze).
Die Lefzen sind nicht überfallend, liegen straff an und bilden keine Falten zum Lefzenwinkel. Pigmentierung s. Nasenschwamm.
Die Backen sind sanft gerundet, nicht hervortretend.
Die Augen sind mittelgroß, mandelförmig und etwas schräg gestellt. Sie dürfen nicht hervorstehend sein und sollen keine Tränenspuren haben. Die Farbe der Augen ist dunkel; bernsteinfarbene und hellere Augen kommen vor. Pigmentierung der Augenlider s. Lefzen.
Die Ohren sind klein, dreieckig zugespitzt und relativ nahe beieinander hoch angesetzt. Sie werden immer aufrecht mit steifer Spitze getragen.
Kiefer/Zähne:
Die Kiefer sind normal entwickelt und zeigen ein vollständiges Scherengebiss mit 42 Zähnen gemäß der Zahnformel. Die obere Schneidezahnreihe greift ohne Zwischenraum über die untere und die Zähne stehen senkrecht im Kiefer (Scherengebiss). Ein Zangengebiss (Schneidezahnreihen stehen aufeinander) ist zulässig. Bei kleinen Spitzen werden geringe Prämolarenverluste toleriert.
Hals:
Der mittellange Hals ist den Schultern breit aufgesetzt, im Nacken leicht gewölbt, ohne Wammenbildung und von einem mähnenartigen Haarkragen bedeckt.
Körper:
Obere Profillinie: Die Oberlinie beginnt an der Spitze der aufrecht getragenen Stehohren und geht in sanftem Bogen in den kurzen, geraden Rücken über. Die buschige, geschwungene Rute, die den Rücken zum Teil überdeckt, rundet die Silhouette ab.
Der hohe Widerrist fällt unmerklich ab in den möglichst kurzen, geraden, strammen Rücken.
Die Lende ist kurz, breit und kräftig.
Die Kruppe ist breit und kurz, nicht abfallend.
Die tiefreichende Brust ist gut gewölbt, die Vorbrust gut entwickelt.
Untere Profillinie: Der Brustkorb reicht möglichst weit zurück, der Bauch ist nur mäßig aufgezogen.
Rute:
Die Rute ist hoch angesetzt, mittellang, gleich an der Wurzel aufwärts und nach vorne über den Rücken gerollt, fest auf dem Rücken liegend, sehr buschig behaart. Eine doppelte Schleife am Rutenende ist zulässig. Es ist unbedingt notwendig, dass die Rute auch herabhängend getragen werden kann.
Gliedmaßen:
Die Vorderhand zeigt eine gerade, eher breite Front.
Die Schulter ist gut bemuskelt und mit dem Brustkorb straff verbunden. Das Schulterblatt ist lang und liegt schräg zurück. Oberarm und Schulterblatt sind etwa gleich lang und bilden einen Winkel von ca. 90 Grad.
Der Ellenbogen ist kräftig, dem Brustkorb anliegend und wird weder ein- noch ausgedreht.
Der Unterarm ist mittellang, im Verhältnis zum Rumpf stämmig, völlig gerade und an der Rückseite gut befedert.
Der kräftige, mittellange Vordermittelfuß steht in einem Winkel von ca. 20 Grad zur Senkrechten.
Die Vorderpfoten sind möglichst klein, rund, mit gut aneinanderliegenden und gut gewölbten Zehen (sog. Katzenpfoten).
Die Pigmentierung der Krallen und Fußballen ist schwarz; braun bei braunen Spitzen; bei Schecken entsprechend der Körperpigmentierung. Hellere Pigmentierung kommt vor (s. Nasenschwamm, Lefzen, Augenlider).
Die Hinterhand ist sehr muskulös und bis zum Sprunggelenk üppig behost.
Die Hinterläufe stehen gerade und parallel.
Ober- und Unterschenkel sind etwa gleich lang.
Das Kniegelenk ist kräftig, nur mäßig gewinkelt und wird in der Bewegung weder nach außen noch nach innen gedrückt.
Der Hintermittelfuß ist mittellang, sehr kräftig und steht senkrecht zum Boden.
Hinterpfoten s. Vorderpfoten.
Gangwerk:
Deutsche Spitze bewegen sich bei gutem Schub gerade, flüssig und federnd.
Haut:
Die Haut liegt am Körper straff an, ohne jede Faltenbildung.
Haarkleid:
Das Haarkleid ist doppelt, es besteht aus langem, geradem, abstehenden Deckhaar und kurzer, dichter, wattiger Unterwolle.
Kopf, Ohren, Vorderseite der Vorder- und Hinterläufe sind kurz und dicht (samtig) behaart. Der übrige Körper ist lang und reich behaart; nicht gewellt, gekräuselt oder zottig, auf dem Rücken nicht gescheitelt.
Hals und Schultern bedeckt eine dichte Mähne.
Die Rückseite der Vorderläufe ist gut befedert, die Hinterläufe von der Kruppe bis zu den Sprunggelenken üppig behost, die Rute buschig behaart.
Die Fellform macht den Hund nicht nur unempfindlich gegenüber Witterungseinflüssen, sondern verhilft dem eher leicht gebauten Hund zu mehr Präsenz in seiner Funktion als Wächter über Hab und Gut seines Besitzers.
Das Fell ist selbstreinigend und neigt nicht zum Verfilzen. Diese typische Ursprünglichkeit und Pflegeleichtigkeit soll erhalten bleiben, daher darf das Fell weder zu lang noch zu dicht werden. Es muss sich an jeder Stelle bis auf die Haut scheiteln lassen und die Körperkonturen des Hundes müssen erkennbar sein.
Farben:
Grundsätzlich sind alle Farben beim Deutschen Spitz zugelassen, außer merle.
Farben sind: weiß, schwarz, braun (b/b), graugewolkt (Wolfsspitz), / wildfarben (andere Varietäten), brindle, black-and-tan, gescheckt, u.a.
Wolfsspitze sind graugewolkt (Agouti aw/-). Deutliche Zeichnung ist erwünscht: Schwarzer Fang und schwarze Ohren; deutliche Augenzeichnung mit einer feinen schwarzen Linie vom äußeren Augenwinkel zum unteren Ohransatz und gestrichelte Linien und Schattierungen, die kurze aber ausdrucksvolle Augenbrauen formen; Mähne und Schulterring hell.
Abzeichen sind in allen Farben und Varietäten zulässig.
Größe und Gewicht:
Widerristhöhe:
small Size/Kleine Größe/Zwergspitz und Kleinspitz < 30 cm
medium Size/mittlere Größe/Mittelspitz 30 cm bis < 40 cm
big Size/große Größe/Großspitz und Wolfsspitz 40 cm - 55 cm
Jede Varietät des Deutschen Spitzes sollte ein ihrer Größe entsprechendes Gewicht haben, wobei der grundsätzlich eher leichte Körperbau zu berücksichtigen ist.
Fehler:
Jede Abweichung von den vorgenannten Punkten ist als Fehler anzusehen, dessen Bewertung im Verhältnis zum Grad der Abweichung und dessen Einfluss auf die Rassemerkmale, aber insbesondere auf Gesundheit und Wohlbefinden des Hundes zu sehen ist.
Allgemein gilt, dass der Rassestandard nicht dazu gedacht ist, die Fehler eines Hundes aufzuzählen, sondern vielmehr dazu dient, bei der Wahl von Zuchtpartnern darauf zu achten, dass jeweilige Abweichungen ausgeglichen werden.
Schwere Fehler:
· Fehler im Gebäude
· Fehler im Bewegungsapparat
· zu flacher Kopf, ausgesprochener Apfelkopf
· Kippohr
· gescheiteltes Fell, lockiges Fell
· tränende Augen, Quellaugen
· Bestehen Zahnfehler, darf das Zuchttier nur mit einem korrekt zahnigen Partner verpaart werden.
Disqualifizierende Fehler:
· deutliche physische Abnormalitäten oder Verhaltensstörungen
· Feste Ruten, die nicht mehr herabhängend getragen werden können.
· Einhodigkeit ( Kryptorchismus )
· Erhebliche Unterschiede von Ober- zu Unterkiefer (Überbiss, Unterbiss)
· nicht geschlossene Fontanellen
· Ektropium, Entropium
· Farbvarianten, die sich aus dem Merle-Faktor ergeben
Quelle: EZS
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