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Torfhund, der Urahn der heutigen Spitze?


 

Der Torfhund, Torfspitz, oder auch Pfahlbauspitz (Canis palustris, Canis familiaris palustris Rütimeyer), war ein prähistorischer Hund, der mit dem Menschen zusammen lebte.


Man ging lange Zeit davon aus, dass aus ihm die Rassen der Terrier, Spitze und Schnauzer hervorging. Heute gilt diese Theorie als überholt.

Erstmals wurde dieser Hundetypus vom Schweizer Zoologen Ludwig Rütimeyer (1825-1895), nach Funden in Schweizer Pfahlbausiedlungen der Jungsteinzeit (ca. 5.500-2.200 v. Chr.) näher beschrieben.

Unter anderem beschrieb auch der Schweizer Zoologe und Kynologe Theophil Studer (1845-1922) die Überreste einiger gefundenen Tiere als spitzartig, daraus entwickelte sich die 1901 erschienene Urrassentheorie: Der Torfhund ist der direkte Ahnherr aller nordischen Rassen, der deutschen Spitze und über verschieden Stufen auch anderer Hunderassen. Die anderen Stammformen wären demnach der Canis leineri (hypothetische Stammform der Windhunde und des Irischen Wolfshunds), Canis intermedius (hypothetische Stammform der Jagdhunde), Canis matris optimae (hypothetische Stammform der Schäferhunde) und Canis inostanzeni (hypothetische Stammform der Nordischen Hunde, des Deutschen Schäferhunds und des Mastiffs).


Diese Theorie wurde durch moderne DNA-Analysen widerlegt. Sämtliche Haushunde stammen von einem gemeinsamen Vorfahren wie der Wolf ab. Mit Sicherheit kann man sagen, dass Hunde in der zweiten Hälfte des Torfzeitalters einen enormen Entwicklungsprozess durchmachten und der Mensch begann verschieden Hundetypen gezielt zu züchten. Wegen der Schädelfunde geht man im Moment von drei bekannten Schlägen aus, welche den heutigen Spitzen, Terriern und Schnauzern in der Kopfform ähneln. Forscher vermuten, dass die frühe Formenvielfalt der Haushunde ein unverkennbares Merkmal der Domestikation ist und nicht wie in der Urrassentheorie beschrieben, auf Zuchtlinien von unterschiedliche Arten herzuleiten ist, damit ist diese Annahme nicht mehr haltbar.


 

Quellen:



Weiterführende Literatur dazu

  • Henriette Kroll: Hundeleben im Neolithikum. In: Von Peißen nach Wiederitzsch. Archäologie an einer Erdgas-Trasse. MITGAS, Gröbers 2004

  • Friedrich von Alten: Die Kreisgruben in den Watten der Nordsee. In: Bericht über die Thätigkeit des Oldenburger Landesvereins für Alterthumskunde. Heft 3, 1881, ZDB-ID 965551-7

  • Markus Bertling, Heather Gill-Frerking, Wilfried Rosendahl: The bog dog from Burlage. In: Alfried Wieczorek, Wilfried Rosendahl (Hrsg.): Mummies of the world. Prestel, München u. a. 2010, ISBN 978-3-7913-5030-1

  • Otto Antonius: Grundzüge einer Stammesgeschichte der Haustiere. Gustav Fischer, Jena 1922

  • Erik Zimen: Der Hund. Abstammung – Verhalten – Mensch und Hund (= Goldmann 12397). Vollständige Taschenbuchausgabe. Goldmann, München 1992, ISBN 3-442-12397-6

  • Theophil Studer, Die praehistorischen Hunde in ihrer Beziehung zu den gegenwärtig lebenden Rassen. In: Abhandlungen der Schweizerischen Palaeontologischen Gesellschaft. Band 28, 1901, S. 1–137, Zugang zum Volltext (PDF; 11,0 MB)

  • Theophil Studer, Ueber Hunde aus den Crannoges von Irland. http://www.wolfhound.ch/Files/PDF/StuderD.PDF

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